Kiss-and-Ride-Anlagen (K+R)

Die Stationserhebungen des VBB zeigen bei näherer Betrachtung, dass viele ÖPNV-NutzerInnen, die mit dem Pkw zur Bahnstation fahren, nicht in ihrem eigenen Pkw unterwegs sind und diesen dann auf einem Park-and-Ride-Parkplatz (P+R) an der Bahnstation abstellen, sondern bei jemanden mitfahren. Es kann sein, dass es sich bei der Mitfahrt um eine Fahrgemeinschaft handelt, so dass zumindest ein Pkw am Ende am Bahnhof abgestellt wird. Eine weitere Möglichkeit ist jedoch, dass die FahrerIn den Mitfahrenden zur Bahnstation bringt und anschließend wieder nach Hause ins HomeOffice oder zur eigenen Arbeitsstelle fährt. Dieser Vorgang wird als Kiss and Ride(K+R) bezeichnet.

Gestaltung von K+R-Anlagen

Es gibt – wie auch bei Park and Ride – keine spezifischen Vorgaben, die eine K+R--Anlage erfüllen muss. In der Regel handelt es sich um einen einfachen Parkplatz oder eine Vorfahrt, welche durch Beschilderung zur K+R-Anlage werden. In der Regel werden Kurzzeitparkplätze durch StVO-Zeichen 314 (Parken) mit StVO-Zusatzzeichen 1040-32 (mit Parkscheibe) oder durch das Ausweisen einer eingeschränkten Halteverbotszone eingerichtet. Ein gesondertes StVO-Zeichen für K+R-Anlagen gibt es nicht. Die Wege zum Zugang zur Bahnstation werden kurzgehalten.

Vorteile von K+R

Da sich der Parkvorgang nur auf wenige Sekunden oder Minuten beschränkt und die ÖPNV-NutzerInnen i.d.R. bei An- und Abreise nicht denselben Zug nutzen, trägt die Förderung von K+R-Zonen zu einem geringeren Flächenverbrauch, geringeren Kosten und mehr Spielraum für städtebauliche Entwicklungen am Bahnhof bei. Schließlich müssen weniger P+R-Stellplätze geschaffen werden, was dazu führt, dass ggf. weniger Flächen angekauft werden müssen und mehr Platz für Gewerbeentwicklungen oder Wohnungsbauprojekte vorhanden ist.

Nachteile von K+R

K+R erzeugt per se zunächst einmal mehr Verkehr. So ist es bei Beispielen, in denen ein Ehepartner den anderen Ehepartner zum Bahnhof fährt, um dann anschließend wieder nach Hause ins HomeOffice zu fahren und den Partner am Nachmittag oder Abend wieder vom Bahnhof abzuholen, faktisch so, dass – im Vergleich zum konventionellen P+R - anstelle von zwei Fahrten zur Bahnstation und zurück vier Fahrten absolviert werden. Straßen der Innenstadt werden somit doppelt belastet, wodurch die Gefahr von Verkehrsstaus steigt. Dem gegenübersteht allerdings der geringere Flächenverbrauch und die Möglichkeit, dass insbesondere im Berliner Umland auf die Anschaffung des ‚Zweitwagens‘ verzichtet werden kann.

Umsetzungsbeispiel Bahnhof Oranienburg

Die Stadt Oranienburg hat in den vergangenen Jahren sukzessive das Bahnhofsumfeld des Bahnhofs Oranienburg neu geordnet. Neben der Schaffung von Aufenthaltsflächen, der Erweiterung der P+R-Anlagen, dem Bau eines Fahrradparkhauses und der Errichtung eines Busbahnhofs wurden auch neue K+R-Stellplätze geschaffen. Während die P+R-Anlagen rund 400 Meter vom Bahnhof entfernt ist, befinden sich die K+R-Stellplätze im unmittelbaren Umfeld des Stationszugangs. Bei der Umsetzung hat die Stadt auf eine Kombination aus Kurzzeitparkplätzen und der Einrichtung einer eingeschränkten Halteverbotszone gesetzt, die sich an den Busbahnhof und die Taxistände angliedert. Letztere bietet bei Ersatzverkehren der Bahn die Möglichkeit einer temporären einer absoluten Halteverbotszone, so dass es genügend Platz für die Ersatzbusse gibt.